Vor ungefähr 13 Jahren habe ich die Begeisterung fürs Laufen entdeckt. Im September 2017 bin ich meinen 1. Marathon in der Wachau gelaufen, vor fast genau 1 Jahr dann meinen zweiten in München.
Nein, du musst keine Läuferin sein, um jetzt weiterzulesen. Denn in all den Jahren, in denen ich nun schon laufe habe ich so einiges fürs Leben mitnehmen können.
Deshalb möchte ich diese Erkenntnisse hier mit dir teilen, was ich durch diese beiden Wettkämpfe, jedoch vor allem durch das Laufen allgemein für mein Leben gelernt hab. Denn Bewegung, Training, Laufen bringt dir so viel mehr für dein Leben als Fettabbau, Muskelaufbau oder fit zu sein.
Hier sind meine 6 Learnings, die ich speziell aus der rund 3-monatigen Vorbereitungs-/Trainingsphase auf den jeweiligen Marathon sowie beim Wettkampf selbst für mein Leben mitgenommen habe:
1. Your pace or mine – hör auf dich zu vergleichen!
Viel zu oft vergleichen wir uns im Leben mit anderen. Sei es bei deiner Körperform, Ernährung, Wohnung, Auto, Job, Familie und natürlich auch beim Training.
Ja, auch mir ist es während der Vorbereitungsphasen manchmal so gegangen, dass ich mich durch die Laufdistanzen oder die Schnelligkeit von anderen LäuferInnen beeinflussen habe lassen.
Was war die Folge davon? Ich habe mich ablenken lassen und an mir / meiner Leistung gezweifelt, anstatt bei mir zu bleiben. Es ist mein Körper, mein Training und mein Leben, somit darf ich auch meine Regeln aufstellen und auch auf meinen Körper hören, was ihm grad gut tut oder wozu er gerade fähig ist.
Mach dir immer bewusst: was du durch manche Postings von anderen Personen auf Social Media siehst oder was sie dir auch persönlich erzählen, ist ja auch wieder nur ein kleiner Ausschnitt aus deren Leben/Alltag/Training.
Natürlich spricht nichts dagegen, sich auch mal Inspiration oder Motivation vom Umfeld oder auch dir unbekannten Menschen auf Social Media zu holen – solange du weißt, wie du damit umgehst.
2. Schritt für Schritt an das große Ganze herangehen
Ich habe bei beiden Marathons vorab eine Leistungsdiagnostik gemacht und im Zuge dessen einen individuellen Trainingsplan für ca. 12 Wochen erhalten. Die volle Marathondistanz erstreckt sich über 42,195 km. Wenn du dich also auf diese lange Distanz vorbereitest, läufst du praktisch kein einziges Mal die volle Distanz. Nein, du tastest dich langsam heran und bereitest deinen Körper auf die Belastung vor. Von Woche zu Woche steigerst du sowohl die Dauer, Distanz und variierst bei der Intensität.
Auch an den Wettkampftagen habe ich mir diese 42,195 km in kleinere Abschnitte eingeteilt, sodass es mir leichter fällt, wenn der Körper müde wird, mich zu motivieren und weiterzulaufen. So habe ich während dem Laufen immer wieder die volle Strecke in verschiedene Abschnitte unterteilt und diese Abschnitte berechnet: wie viel ist die Hälfte, ein oder zwei Drittel davon, etc.
Aufs Leben übertragen heißt das, dass du dich mit kleinen Schritten deinem großen Ziel näherst. Vor allem musst du in den ersten Wochen noch nicht wissen, wie du es zum Beispiel schaffen sollst, mal 3 oder 4 Stunden durchzulaufen. Wenn du dir jedoch neue Ziele setzt, oder was neues Lernen möchtest, verfallen wir leider viel zu oft in das Gedankenmuster, dass wir nach kurzer Zeit bereits perfekt sein und schon den genauen Plan haben müssen, wie wir dieses Ziel erreichen. Teil dir dein großes Projekt in kleinere Schritte und Aufgaben auf und vertraue darauf, dass dich die Summe dieser kleinen Schritte an dein Ziel bringt.
3. „You are so much stronger than you think“
Das ist ein Ausspruch, den ich mir immer wieder hergeholt habe. Diese Stärke ist
sowohl auf deinen Körper als auch deine mentale Stärke bezogen.
Oftmals beginnen wir manche Dinge gar nicht, weil wir es uns schlicht und einfach nicht zutrauen. Wir sagen uns von vorne herein schon vor, dass wir das ja gar nicht schaffen können, weil wir eben nicht stark, klug oder mutig genug sind.
In den meisten Fällen ist das jedoch ein limitierender Glaubenssatz, weil wir eben diesen einen oder mehrere Schritte weiter noch nicht gewagt haben.
Als ich meinen ersten Trainingsplan bekommen habe und mir die einzelnen Wochen so durchgeschaut habe, habe ich mir schon auch die Frage gestellt, wie ich jemals 3 oder mehr Stunden durchlaufen soll. Da hat auch eine kleine Stimme in mir gemeint „das schaffst du sowieso nicht“.
In den Wochen der Vorbereitung, habe ich mich jedoch Schritt für Schritt an die längeren Einheiten herangetastet und siehe da, es war dann auch möglich, 3 Stunden unterwegs zu sein. Mein Körper war darauf vorbereitet und hat es, im Nachhinein betrachtet, ziemlich locker geschafft bei langsamen Tempo so lange unterwegs zu sein.
Es war mein Kopf bzw. diese kleine, fiese Stimme in mir, der ich gelernt habe still zu sein.
Und das kannst auch du! Überleg dir mal, wie viel du in deinem Leben schon geschafft hast. Welche Herausforderung hast du bravourös gemeistert, obwohl du dich im ersten Moment überfordert gefühlt hast?
Glaub an dich! Du bist so viel stärker als du denkst – mental und körperlich! Viel zu oft geben wir zu schnell auf und verlieren den Mut. Du bist großartig und ich glaub an dich, dass du deine Ziele erreichst! Sei ruhig mutig & trau dich.
4. Ich kann – was ich will!
Natürlich läuft sich so ein Marathon nicht einfach aus dem Stehen heraus. Es hat damit begonnen, dass ich mir irgendwann mal sowas wie ein Ziel in den Kopf gesetzt habe:
==> einen Marathon vor meinem 35. Geburtstag zu laufen
Somit war da schon mal die Grundidee geboren. Als ich mich dann im Jahr 2017 schlussendlich dazu entschieden habe, die volle Marathondistanz in Angriff zu nehmen, habe ich mir dann natürlich nicht nur einen Wettkampfort ausgesucht sondern auch eine Zeit vorgenommen, in der ich diese 42,195 km laufen möchte.
Und mit diesem konkreten Ziel im Kopf in 3 oder 4 Monaten einen Marathon zu laufen, habe ich mir eben auch einen Trainingsplan besorgt (wie in Punkt 2 erwähnt). Und dann geht es um dein Kommitment, darum zu zeigen, wie sehr du dieses Ziel erreichen willst. Denn ja, ich bin ganz ehrlich – es ist nicht immer einfach sich Woche für Woche für mindestens 5 Trainingseinheiten zu motivieren. Egal, bei welchem Wetter sich die Schuhe zu schnüren, rauszugehen und es durchzuziehen. Wenn du jedoch dieses Ziel vor Augen hast, dann hältst du durch, weil du weißt, wofür du es machst.
In Zeiten, wo es mir doch mal schwergefallen ist, mich aufzuraffen, habe ich mir immer wieder vorgestellt, wie ich in der Wachau oder im Olympiastadion in München über die Ziellinie laufe.
Und auch während den Wettkämpfen selbst, habe ich mir dieses Mantra immer wieder vorgesagt „ich kann – was ich will“!
Welches Ziel du dir auch steckst – es lohnt sich immer es dir so konkret und detailliert wie möglich vorzustellen, zu skizzieren, auszumalen und dann auch dran zu bleiben! Denn du schaffst das und hältst durch, denn auch du kannst was du willst!
5. Aus Rückschlägen lernen & immer an dich glauben
Wie schon erwähnt, ist es während dieser Vorbereitungszeiten auch mal vorgekommen, dass ich mich gefragt habe, warum ich überhaupt einen Marathon (wieder) laufen möchte. Warum sollte ich mir das überhaupt (nochmal) antun und meinem Körper so einer Belastung aussetzen? Da ich beide Male über die Sommermonate trainiert habe, bin ich auch teilweise sehr früh aufgestanden um meine Trainingseinheiten bei noch angenehmen Temperaturen gleich am Morgen zu absolvieren. Natürlich habe ich mir auch da des öfteren gegen 4 oder 5 Uhr früh die Frage gestellt, warum ich mir so ein Ziel setze, anstatt gemütlich weiterzuschlafen.
Das sind die Momente, wo dir dein Kopf reinredet und dein generelles Ziel in Frage stellt, weil du dich ja doch ab und zu aus deiner Komfortzone rausbewegen musst.
In meinem Trainingsplan habe ich natürlich je nach Trainingswoche eine gewisse Distanz und Dauer vorgegeben bekommen. Diese habe ich stets versucht bestmöglich einzuhalten.
Letztes Jahr, ungefähr 10 Tage vorm Wettkampftag habe ich mich von einem Bekannten beeinflussen und zu einem Lauf über 30 km hinreißen lassen. In meiner Vorbereitung bin ich bis dahin rund 28 km als längste Distanz gelaufen und dachte das passt – ich war zufrieden damit. Wie auch immer, habe ich mir dann eben in den Kopf gesetzt einmal noch mehr als 30 km zu laufen um mir die Bestätigung zu holen, dass ich es kann. Was ich ja grundsätzlich wusste, denn es war ja nicht mein 1. Wettkampf über die volle Marathondistanz.
Tja, was soll ich sagen, dieser Lauf war eine Katastrophe: es war sehr heiß, ich hatte nicht ausreichend gegessen, nach den ersten Kilometern waren meine Beine schon schwer und ab Kilometer 10 war es nur noch ein Kampf. Ich musste mehrmals stehen bleiben, brauchte extrem viel Flüssigkeit und kam einfach nicht in den Flow. Meine mentale Stärke habe ich dabei auf alle Fälle trainiert, da ich es durchgezogen habe. Jedoch war ich sehr enttäuscht und niedergeschlagen. Habe sogar daran gedacht, nicht nach München zu fahren und das Ganze sein zu lassen.
Was habe ich also gemacht um mich – so kurz vor dem Wettkampf – aus diesem Tief rauszuholen?
Ich bin diesen Lauf nochmals gedanklich durchgegangen und hab überlegt, was ich anders, besser machen könnte am Wettkampftag. Und das war einiges.
Zum einen habe ich mir eingestanden, dass meine Vorbereitung für diesen speziellen Tag mies war – wie schon oben erwähnt war ich müde, hatte von den Tagen davor viele Kilometer in den Beinen und habe nicht ausreichend meinen Körper mit Energie und Nährstoffen versorgt. Zum anderen habe ich mich unter Druck setzen lassen, weil ich – wie schon im Punkt 1 thematisiert – nicht bei mir, meinem Trainingsplan geblieben bin, sondern mich von Außen habe beeinflussen lassen.
Was möchte ich dir daher mitgeben: Lerne aus deinen Rückschlägen. Ja, es gehört dazu auch mal zu scheitern, oder halt einen sogenannten Umweg nehmen zu müssen. Jedoch kannst du daraus extrem viel lernen und sie dazu nutzen, deinen bisherigen Weg zu hinterfragen und gegebenenfalls nochmals zu adaptieren.
6. Enjoy the Journey!
Gerade wenn es auch um das Thema Rückschläge geht, sollten wir zu guter Letzt wohl auch mal den Weg hin zu unserem großen Ziel betrachten.
Wie schon erwähnt, ist es wichtig, dir ein Ziel zu setzen, es zu konkretisieren und an dessen Umsetzung zu arbeiten. Und ja, dann kann es auch mal vorkommen, dass du dein Ziel nicht erreichst, oder eben nicht genauso, wie du es dir gewünscht oder vorgestellt hast. Das kann vorkommen und ist auch vollkommen okay. Ich habe selbst überlegt, was es für mich heißen würde, möglicherweise nicht die Ziellinie zu sehen oder aus diversen Gründen nicht meine angestrebte Zeit zu erreichen.
Das ist der eine Aspekt, mit dem du dich auch im Leben gern auseinandersetzen darfst.
Der andere Aspekt ist es, den Weg hin zu deinem Ziel zu genießen. Immer wieder kleine „Check-Ins“ zu machen und zu reflektieren, wie weit du schon gekommen bist, was du vielleicht noch verbessern kannst oder schon verdammt gut machst!
Genau diese Reflexion und das Gute an deinem Weg zu sehen, macht dich auch nochmal stärker – gerade bei großen Zielen oder solchen, die in weiter Zukunft liegen.
Vielleicht konnte ich dich mit dem einen oder anderen Punkt inspirieren und dir zeigen, wie viel mehr Sport in deinem Leben bewirken kann! Vergiss jedoch niemals die Freude, die dir Bewegung in dein Leben bringt!
Mehr zu meiner Laufgeschichte und meinem 1. Marathon kannst du in diesem Blogbeitrag nachlesen.
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