96 % der Frauen haben an ihrem Körper etwas auszusetzen, fühlen sich darin nicht wohl. Wie Studien belegen, finden sich nur 4 % der Frauen schön!
Stell dir das mal vor! Von 100 Frauen in einem Raum, kritisieren 96 etwas an ihrem Körper, sei es ihr Aussehen allgemein, ihre Beine, ihren Bauch, Busen, Po, Körperhaare, Falten, ihr Gewicht oder auch viele anderen Körperstelle. Als ich diese Zahl zum ersten Mal gelesen habe, war ich richtig schockiert.
Tja, und doch zeigt sie uns, wir alle quälen uns mehr oder weniger mit denselben Gedanken und denken immer noch, dass wir „allein“ mit dieser Stimme im Kopf sind. Diese Stimme – unser Kopfradio (oder wie Laura Malina Seiler es nennt „Bullshit-FM“) – hat gelernt was Schönheit ist oder zu sein hat und versucht verzweifelt sie zu erreichen… aber warum ist das so???
Was ist schön?
Eine gute Frage, oder? Denn genau diese Frage habe ich mir natürlich auch gestellt: wenn sich nur 4 % der Frauen als schön bezeichnen – was verstehen die überhaupt unter schön? Oder was wurde im Zuge dieser Studie als „schön“ definiert? Denn wie hat schon Thukydides gesagt „Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters“.
Daher habe ich mal recherchiert, was denn der Duden unter dem Wort versteht. Es werden 3 Bedeutungen für „Schönheit“ bzw. dem Adjektiv „schön“ angeführt:
- das Schönsein
- etwas, was [an einer Sache] schön ist; das Schöne
- ein schöner Mensch
Als Synonyme werden genannt: Anmut, Attraktivität, Ausstrahlung, Charisma – lauter kraftvolle Wörter, die meines Erachtens nicht mit dem Körper in Verbindung gebracht werden (müssen).
Der normschöne, schlanke Körper
In unserer Gesellschaft werden wir bereits von klein auf damit konfrontiert, wie wir auszusehen haben, vor allem Frauen. Jedoch darf auch der Anteil bzw. Einfluss der Familie und des engeren Umfelds nicht unterschätzt werden.
Bereits in der Schwangerschaft beginnt der Vergleich rund um Gewichtszunahme und der Bauchgröße. Weiter geht’s bei Säuglingen und Kleinkindern, denn auch deren Erscheinungsbild (also quasi das Körpergewicht) wird kommentiert. Wobei in diesem Alter noch akzeptiert wird, wenn man nicht dem Schönheitsideal entspricht, immerhin ist der „Babyspeck“ noch irgendwie als niedlich angesehen. Außerdem gibt es da ja noch die Hoffnung, dass sich “das noch auswächst”….
Gesellschaftlich, und vor allem medial, wird ein normschöner, schlanker Körper vorgegeben. Wir werden von der Werbung oder auch der Modeindustrie ständig manipuliert. Seit einigen Jahren gibt es nun schon „Plus-Size-Models“, also Models, die uns verkörpern sollen, dass wir diese Standards erreichen können. Die Krux an der Sache: die durchschnittliche Frau im deutschsprachigen Raum trägt Kleidergröße 44. Die „Pluse-Size-Models“ auf den Laufstegen und in den Magazinen tragen meist eine 38!
Wie absurd ist das denn bitte? Das sind 2 Kleidergrößen weniger, als die Duchschnittsgröße! Das uns hier etwas fadenscheinig Diversität vorgegaukelt wird, ist wohl offensichtlich.
Dein “Bullshit-FM” bedankt sich, immerhin wird es mit neuem Sendematerial gefüttert! Mit der Folge, dass wir uns schlecht fühlen. Immerhin gibt es jetzt diese Plus-Size-Models und doch schaffen wir es nicht, so auszusehen wie die. Also werden wir womögich auch dieser Kategorie nicht gerecht.
18 Länder – 18 Schönheitsideale
Vor einigen Jahren wurde ein interessantes Projekt zum Thema Schönheitsideale und deren geographischen Unterschiede durchgeführt.
Weibliche Grafikdesignerinnen aus 18 Ländern wurde ein Standardbild einer Frau übermittelt. Ihre Aufgabe war es, dieses Bild mittels Computerprogramm so zu verändern, dass es dem Schönheitsideal ihres Landes entspricht. Der veränderte Frauenkörper sollte somit auch der Mehrheit dieses Landes gefallen.
Die Unterschiede dieser 18 Frauen-Bilder könnte wohl nicht größer sein. Denn je nachdem, wo wir geboren wurden oder eben leben, sind wir entsprechend mit einem anderen Ideal konfrontiert. Die Ergebnisse zeigen, dass es nicht ein Schönheitsideal gibt.
Stimmungsbarometer
Es gibt natürlich weitere Studien zum Thema Schönheitsideal und Medien. Spannend ist das Ergebnis einer Untersuchung, die belegt, dass die Beschäftigung mit schlankheits- oder schönheitsbezogenen Inhalten (Social Media, Frauenmagazine, TV, etc.) uns entsprechend beeinflussen. Denn je mehr wir uns damit beschäftigen, desto eher verändern sich:
- Stimmungslage
- Selbstwahrnehmung
- Selbstbewertung
- Zufriedenheit mit dem eigenen Körper
Diese Effekte sind nicht nur bei Menschen zu beobachten, die sich in ihrem Körper unwohl fühlen oder womöglich an einer Essstörung leiden. Nein, dies wird auch an gesunden Menschen festgestellt!
Die Herausforderung liegt nun darin, dass wir tagtäglich – gewollt oder ungewollt, bewusst oder unbewusst – mit diesen Inhalten konfrontiert sind.
Körperbild & Essverhalten von Jugendlichen
Im Jahr 2011/12 wurde vom Wiener Programm für Frauengesundheit eine Erhebung an 33 Wiener Schulen in 14 Gemeindebezirken gemacht. Insgesamt wurden 1.427 Schüler*innen zwischen 12 und 17 Jahren miteinbezogen. Die Ergebnisse sahen wie folgt aus:
- Gewichtsverteilung: 66,6 % der Mädchen und 66,8 % der Buben waren normalgewichtig
- Schultypenvergleich: mehr Übergewichtige in Hauptschule/Neue Mittelschule; in AHS nur halb so viele Übergewichtige, dafür mehr Untergewichtige
- 31,5 % der Mädchen und 17,5 % der Buben gaben an, bereits mindestens einmal einen Diätversuch gestartet zu haben
- „Gewicht & Körperform“ als Sorgenthema Nummer 1 betitelt.
Ein Teil der Erhebung befasste sich auch mit der gewünschten Figur, welche mittels Schattenfiguren gewählt werden durfte. Mehr als ¾ der Mädchen und 1/3 der Buben gaben untergewichtige oder stark untergewichtige Figuren als ihr Idealbild an. Dabei war kein Unterschied bei den Schultypen zu erkennen.
Und nun ist zu bedenken, dass diese Erhebung vor bereits 10 Jahren durchgeführt wurde. Heutzutage sind die Jugendlichen noch mehr mit diesem Thema konfrontiert. Social-Media-Apps wie Instagram, Snapchat oder TikTok tragen nicht gerade zu einem entspannten Körperbild bei.
Dies zeigen auch aktuelle Erhebungen, dass seit Ausbruch der Pandemie die Kinder- und Jugendambulanzen mehr als ausgelastet sind mit den diversen Essstörungen. Leider vielmals auf Grund des massiven Gebrauchs der oben genannten Sozialen Medien, welche oftmals eine komplett falsche Realität vermitteln und mit dem “Schönheitsideal” extrem gespielt wird.
Lässt sich über Schönheit streiten?
Der Philosoph Immanuel Kant hat die Sache mit der Schönheit einmal wie folgt betitelt: „man könnte meinen, schön sei einfach, was uns persönlich angenehm ist.“ Und hier stellt er jedoch fest, dass sich über das Angenehme nicht streiten lässt, denn jede/r empfindet etwas anderes als angenehm und wird dies auch zugeben. Weiters meinte er, dass die Schönheit den Anspruch auf subjektive Allgemeinheit hat, sodass sich über Schönheit und Geschmack durchaus sinnvoll streiten lässt. Jedoch maßt sich jedes Urteil über Geschmack auch an, über die Empfindungen anderer zu urteilen.
Kurz gesagt: nicht über die Schönheit an sich lässt sich streiten, sondern viel mehr über den persönlichen Geschmack oder eben die Empfindungen, die dadurch ausgelöst werden.
Eine interessante Sichtweise.
Und wo stehen wir jetzt?
Mit Freude beobachte ich in den letzten Monaten und Jahren, dass sich etwas mehr Diversität in unsere Medienlandschaft einschleicht. Es wird sowohl bei den Körperformen als auch bei den Models mehr Vielfalt reinbracht. So finden nun auch immer mehr BIPoC – Models (= Black, Indigenous and People of Color) Platz auf den diversen Covers oder in Werbespots. Selbstverständlich ist da noch viel Luft nach oben in Österreich. Aber ein Anfang ist gemacht.
Des Weiteren können wir natürlich auch unser Konsumverhalten, vor allem bei den Sozialen Medien, selbst beeinflussen. Hier möchte ich dir den kostenlosen Body-Posi-Guide von der lieben Cornelia Fiechtl ans Herz legen.
In diesem Sinne habe ich noch 3 Tipps für dich, die die Stimme im Kopfradio “Bullshit-FM” mal zum Nachdenken anregen können:
- Setz dich damit auseinander, was für dich, ganz persönlich, schön ist. Angefangen von Gegenständen, Natur, Musik, Farben, bis hin zu deinem eigenen Körper.
- Dein Schönheitsideal bzw. deine Ansicht von Schönheit darf sich verändern. Auch wenn du lange dachtest nur ein schlanker Körper ist ein schöner Körper, lade ich dazu ein, diese Betrachtungsweise mal zu überdenken. Denn da darfst du gern nachjustieren und flexibel bleiben.
- Wenn du deinen Körper derzeit nicht als schön ansehen kannst, dann überleg mal, wie du über die folgenden Wörter denkst: Ausstrahlung, Charisma, Attraktivität. Und schau mal, ob du die womöglich eher mit dir in Verbindung bringst.
Zum Schluss möchte ich dir noch diesen Spruch hier lassen um deine individuelle Schönheit zu feiern!
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