Ein Blick über den Wegesrand

Die Anfänge des Jahres 2020 brachten sehr viele Herausforderungen mit sich. Von einem auf den anderen Tag hat sich unser Leben, so wie wir es gewohnt waren, von Grund auf verändert. Alle Veranstaltungen, Termine, Kurse, etc. waren abgesagt, und so versuchte man sich die Zeit mit neuen oder alten Hobbies wieder zu vertreiben. Ich habe diese Wochen genutzt und bin wieder öfter spazieren gegangen und habe mit offenen Augen neue Wege erkundet. Dabei wurde mir immer wieder bewusst wie schön wir es in Österreich haben und was für eine Vielfalt an Blumen, Pflanzen und Wildkräutern ganz unscheinbar am Wegesrand diverser Routen wächst und gedeiht.

Daher möchte ich dir in diesem Beitrag einige meiner Favoriten sowie deren Inhaltsstoffe, Einsatzmöglichkeiten sowie Zubereitungsarten vorstellen.

Große Brennnessel (Urtica dioica)

große Brennessel

Bestimmt jeder erkennt die Brennnessel sofort und erinnert sich an so manche ungewollte Begegnung oder Mutprobe aus Kinderzeiten. Schuld daran sind die Brennhaare die an Stängel und Blättern zu finden sind.

Kleiner Tipp, die Brennhaare wachsen immer nach oben, daher kann man die Stängel von unten nach oben angreifen, ohne erwischt bzw. „verbrannt“ zu werden. Nach der Blütezeit bilden sich Schließfrüchte.

Was die wenigsten jedoch wissen, es gibt mehrere Arten dieser Pflanzen, beispielsweise auch die Kleine Brennnessel (Urtica urens).

In der Medizin werden die Blätter der Großen Brennnessel als Tee zur Förderung einer erhöhten Harnbildung und zur unterstützenden Behandlung bei Beschwerden beim Wasserlassen eingesetzt. Aber auch für Gesunde stellt sich die Brennnessel als wertvolles Nahrungsmittel heraus. Die Pflanze liefert immerhin rund 7 g Protein auf 100 g, sowie zahlreiche weitere großartige Inhaltsstoffe wie Vitamin C, Folsäure, Eisen, Kalzium und Magnesium.

Es empfiehlt sich die jungen Triebe ähnlich wie Spinat in Smoothies, Suppen oder Gemüsegerichte zu verwenden. Auch die Samen können angeröstet und ins Müsli oder über Salate gestreut werden. Da versteht man plötzlich nur zu gut, warum sich die Brennnessel vor ihren Fraßfeinden, wie den Raupen oder Ohrenschlürfern, schützen möchte.

HimbeereHimbeere (Rubus idaeus)

Die meisten kennen die Himbeere wegen ihrer köstlichen Früchte. Aufgrund ihres geringen Zuckergehalts sind sie besonders kalorienarm und als Snack optimal geeignet.

Aber auch die Blätter dürfen nicht unterschätzt werden, weshalb sie vor allem in der Naturheilkunde gerne Einsatz finden. Grund dafür sind Gerbstoffe, die in den Blättern vorkommen. Diese Inhaltstoffe haben eine adstringierende (zusammenziehende) Wirkung. Besonders Frauen kommt der Genuss des leicht herben Tees zu Gute. Ihm wird eine entkrampfende und wehenfördernde Wirkung nachgesagt. In den letzten Wochen der Schwangerschaft wird dieser Tee empfohlen, um den Beckenboden sowie den Muttermund weich zu machen und somit den Geburtsvorgang zu unterstützen.

Da der Tee wehenfördernd wirkt, sollte er nicht vor der 34. Schwangerschaftswoche konsumiert werden. Aber auch Nichtschwangeren kann der Tee empfohlen werden, da er zyklusregulierend und schleimhautaufbauend wirkt. Weitere Wirkungen sind die antibakterielle und entzündungshemmende Eigenschaft. Durch das Gurgeln des Tees kannst du dir bei Halsschmerzen oder Entzündungen im Mundraum Abhilfe verschaffen.

Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)

Schwarzer Hollunder

Der Holunder wird auch Fliederbeere oder kurz Holler genannt und ist ebenso eine gut bekannte

Wildpflanze. Die Blüten kennen bestimmt viele als Sirup, Gelee oder in Teig gebacken als „Hollerstrauben“. Auch die Beeren können, nach dem sie mühevoll geerntet und gekocht wurden, verzehrt oder zu Marmeladen sowie Säften weiterverarbeitet werden.

Besonders durch den hohen Gehalt an Vitamin C, ätherischen Ölen und Antioxidantien enthält der schwarze Holler wertvolle Zutaten.

Zur Verwendung in der Hausapotheke werden die Blütendolden getrocknet und anschließend in Gläsern oder Papiertüten gelagert. Als Tee aufgegossen wirken Holunderblüten entzündungshemmend, immunstimulierend und schweißtreibend. Außerdem hilft der Tee dabei Schleim aus Bronchien und Nasennebenhöhlen zu lockern und zu lösen.

SchafgabeSchafgarbe (Achillea millefolium)

Die Blüten dieser Blume werden 20 – 80 cm hoch und sind doldenartig angeordnet. Trotzdem gehört sie nicht zu den Doldengewächsen, sondern wie die Kamille zu den Korbblütlern. Die Blätter sind länglich und doppelt fiederteilig. Die Schafgarbe blüht von Mai bis Oktober. Der Tee wird bei Magen-Darm-Beschwerden oder auch bei Unterleibsschmerzen vor oder während der Menstruation eingesetzt.

Die Blüten schmecken aufgrund der ätherischen Öle scharf und frisch. Die Schafgarbe wird daher eher in kleinen Mengen als Würzbeilage verwendet. Neben der entkrampfenden Wirkung zeigt sich auch eine antibakterielle, entzündungshemmende, blutdrucksenkende und schweißtreibende Wirkung durch den Tee. Meistens wird die Schafgarbe in Kombination mit anderen Teepflanzen eingesetzt. Dabei hat sich beispielsweise die Kombination aus Schafgarbenkraut mit Frauenmantelkraut bei Menstruationsbeschwerden als sehr hilfreich erwiesen. Auch als Sitzbad kann die Schafgarbe bei Blasenentzündung oder Unterleibsbeschwerden durch Kälte helfen.

Echte Kamille (Matricaria chamomilla)

Echte Kamille

Die echte Kamille wächst wild in ganz Europa und blüht von Mai bis Oktober. Da sie sehr viele Nährstoffe zum Wachsen braucht, ist sie ein Indikator für nährstoffreiche Böden. Ihre altbekannte Bedeutung als Heilpflanze ist auf die entzündungshemmende und krampfstillende Wirkung zurückzuführen.

Zur Heilanwendung werden die Blüten gesammelt, getrocknet und als Tee verwendet. Bestimmt hat jeder von uns bereits Kamillentee bei Verdauungsbeschwerden, zur Beruhigung, bei Nieren- und Blasenbeschwerden, bei Atemwegserkrankungen oder auch zur Verbesserung des Stoffwechsels getrunken. Auch Beschwerden im Anal- oder Genitalbereich wie Entzündungen, Hämorrhoiden oder Blasenentzündungen lassen sich durch Sitzbäder mit Kamille lindern. Bei der äußeren Anwendung sollte man sicher gehen, dass es sich um keine offene Verletzung oder Entzündung handelt, da man sonst die Beschwerden durch eine eventuelle Verunreinigung durch Bakterien oder andere Mikroorganismen verschlimmern könnte.

KornblumeKornblume (Centaurea cyanus)

Aufgrund der vermehrten Anwendung von Unkraut-Vernichtungsmitteln wird der Anblick dieser schönen blauen Pflanzen, zwischen Juni und Oktober, immer seltener. Die Blütenköpfe bestehen aus zentralen violetten Scheibenblüten und vergrößerten zipfeligen Randblüten.

In der europäischen Volksmedizin findet die Kornblume Verwendung für Fieber, Menstruationsbeschwerden, Weißfluss, als Laxans (= Abführmittel), Tonikum und zur Anregung des Leber- und Gallenflusses. Die enthaltenen Gerbstoffe wirken appetitanregend, verdauungsfördernd und harntreibend. Äußerlich wird sie gegen Hautrötungen und bei Schuppen in Shampoos eingesetzt. Oft werden die schönen blauen Blüten zu Teemischungen hinzugegeben, um diese farblich aufzupeppen. Genauso können ein paar blaue Blüten einem Salat oder einer fruchtigen Joghurtcreme einen farblichen Akzent geben.

Spitzwegerich (Plantago lanceolata)

Spitzwegerich

Es gibt wohl keine Wiese, keinen Wegrand oder Wegsaum, wo man diese alte Heilpflanze suchen müsste. Die Blätter bilden eine grundständige Rosette, sind schmallanzettlich und max. von 5 – 7 parallelen Nerven durchzogen. Der Spitzwegerich blüht von April bis Oktober.

Die weiteren Umgangssprachlichen Bezeichnungen „Lungenblattl“, „Heilwegerich“ oder „Wundwegerich“ lassen vermuten, wofür der Spitzwegerich eingesetzt wurde. Früher fand er Einsatz zur Wundheilung, als Hustenmittel und bei Blasen- und Nierenleiden. Aber nicht nur als getrocknete Teile im Tee auch frisch kann die Wirkung der Pflanze sehr hilfreich sein. Durch das Auflegen eines frischen, zerriebenen Blattes auf frische Mücken- oder Insektenstiche verschwindet der Juckreiz im Nu und auch Schwellungen, wie sie nach Bienenstichen auftreten, können ausbleiben.

KräuterteeDie Mischung machts…

Viele Kräuter und Heilpflanzen können als Einzelkraut in Tees verwendet werden. Es macht aber auch durchaus Sinn mehrere Komponenten zu einer Mischung zu kombinieren, da sich so die Wirkungen ergänzen können und auch der Tee geschmacklich runder wird.

Eine Teemischung besteht meist aus 3 bis 4 Ingredienzien, mehr als 7 sollten es nur in Ausnahmefällen sein. Zur optimalen Zusammenstellung empfiehlt es sich das Fachwissen von Apotheker/innen oder Drogist/innen zu Rate zu ziehen.

Tee für Frauenfreude

Ein Tee aus Frauenmantel, Schafgarbe, Rotklee, Weißdorn und Rose zu gleichen Teilen wirkt unterstützend und ausgleichend auf die weiblichen Organe und macht Freude.

Entweder sammelst du die erwähnten Zutaten selbst und lässt sie trocknen oder du besorgst sie dir in der Apotheke oder einem gut sortiertem Teeladen.

Viel Spaß beim nächsten Spaziergang durch blühende Wiesen und das Ausprobieren verschiedener Einsatzgebiete der vorgestellten Pflanzen.

Dieser Beitrag wurde in Zusammenarbeit mit meiner Diätologie-Praktikantin Sophie Mitterschiffthaler erstellt.Sophie, angehende Diätologin

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